Was kann (m)ein Teleskop? Diese Frage stellen sich an diesem schönen Sonntagnachmittag einige Hobbyastronominnen und -astronomen und kommen mit ihren zum Teil beachtlich großen Instrumenten auf die Sofienalpe, um in unserem Seminar den Umgang mit ihrem Instrument zu verbessern. Nach einem theoretischen Überblick, was man überhaupt wie beobachten kann und worauf es beim Teleskop ankommt, schreiten wir zur Praxis.
Ein kritischer Blick auf die Justierung des Spiegels
Zunächst im Trockentraining: So fotografiert man mit einer
Digitalkamera durch das Okular eines Fernrohrs!
Der Abend sollte sich als einer der besten des heurigen Jahres erweisen. Bei strahlend blauem Himmel, nur kurz durch ein paar unwesentliche Wolken unterbrochen, werden die Instrumente aufgebaut. Allerdings: Den Herbst bemerkt man schon, es ist doch einigermaßen kühl.
Zunächst wächst ein Wald aus Stativen aus dem Boden. Immer
wieder ist Hilfe willkommen!
Schon stehen die Instrumente da. Ein ganzer Fernrohrwald!
Erstaunlich, welche Instrumente da heute vertreten sind: Star des Abends ist sicher ein 8" f/6 Newton auf einer EQ-6 Montierung. Bein Hineinschauen braucht man schon eine Leiter! Zwei 8" Meade sind auch da (ein LX-90, ein LX-50), ein 6" Newton, ein 3" Newton und ein kleiner Refraktor runden das Spektrum ab.
Sucher justieren ist gar nicht so einfach ...
Nachdem alle aufgebaut haben, erwarten wir die Dunkelheit. Die Ansammlung von Fernrohren erregt natürlich auch das Interesse der Spaziergängen. Vega, Arktur sind die ersten hellen Sterne, dann das Warten auf den Polarstern, um die parallaktischen Montierungen einzunorden. Die Scheiner-Methode machen wir aber nur in der Theorie durch.
Sterngucker in der Dämmerung
Mit fortschreitender Dunkelheit zeigt sich der schönste Sternenhimmel, den wir auf der Sofienalpe je gesehen haben. Der kleine Wagen zur Gänze (macht eine freisichtige visuelle Grenzgröße von 5 mag), die Milchstraße durch Adler, Schwan, Kepheus, Cassiopeia und Perseus, deutlich im Schwan geteilt, ohne Probleme zu erkennen. Da sind wir natürlich ganz gespannt auf die schönsten Objekte.
Reges Treiben an den Teleskopen ...
Anfangs vergleichen wir: Jeder stellt das gleiche Objekt ein. Wir beginnen mit Albireo. Wunderschön die Farben, aber in manchen Rohren anstrengende Astrogymnastik. Epsilon in der Leier. Fehlt in der deutschen Version von Autostar! Da heißt es manuell einstellen. Und hier können wir das Auflösungsvermögen wunderbar demonstrieren.
Jetzt zu Deep Sky. M11 macht den Anfang. Sehr schön. Im 3" ein diffuser Nebel mit einem hellen Stern, in den 8"-Instrumenten wunderschön aufgelöst. Der 6" Newton hält dank kurzer Brennweite mit den 8"ern sehr gut mit! Weiter zum Ringnebel M57. Wieder Astrogymnastik, und wie. Aber ein wunderschöner Anblick. Wir demonstrieren die Wirkung von Filtern am 8" LX-50. UHC-Filter, die Wirkung ist beeindruckend, der Kontrast sehr deutlich. O-III, bringt hier noch keine wirklichen Vorteile. Erst bei größeren Instrumenten wirklich sinnvoll. Nächstes vorgeschlagenes Objekt ist der Hantelnebel M27. Interessant der Vergleich, wie der Nebel bei den unterschiedlichen Vergrößerungen aussieht. Ein wunderbares Objekt, um den Unterschied zwischen herkömmlichen und Weitwinkelokularen zu demonstrieren.
Wir schwenken nach Nordosten, wo der Andromedanebel wartet. Sehr hell, aber sehr nebelig halt. Großes Erstaunen bei den Beobachtern, aber hier gibt es keine wesentlichen Details zu sehen (auch wenn ein bis zwei Spiralarme wirklich deutlich durchkommen in dieser traumhaft klaren Nacht). Jetzt sollte man weiter von der Stadt entfernt sein ... Aber es ist auch hier sehr schön und die Stimmung ist die beste, die wir je bei dieser Veranstaltung erlebt haben! Nächste Station: h + Chi im Perseus. Interessant: Mir freiem Auge ein deutlicher diffuser Fleck in der Milchstraße, im Sucher eher unscheinbar - man kann nur einige helle Sterne erkennen - und in den Fernrohren einfach eine Wucht. Für viele ist dieses Objekt das Erfolgserlebnis des Abends schlechthin.
Mit fortschreitendem Abend werden wir mutig. Nächste Station ist der Cirrus-Nebel im Schwan. Schwer aufzufinden, doch mit vereinten Kräften schaffen wir es, und der Bogen von NGC 6992 kommt im 8" LX-90 mit 40mm Pentax-Okular und UHC-Filter ganz deutlich heraus. Und das so nahe bei Wien! M13 und M15 begeistern ebenfalls; hier zeigt sich, daß auch bei Deep Sky-Objekten eine höhere Vergrößerung durchaus Sinn macht. Zuletzt wagen sich einige mutige noch ganz tief (zum Horizont) bzw. in die Tiefen des Universums vor und beobachten M51 und NGC 7331 im Pegasus.
Fazit: Genau ins Schwarze getroffen! So haben wir uns das Seminar "Was kann (m)ein Fernrohr?" immer vorgestellt: Als Kombination von lockerem Unterricht mit einem ungezwungenen Teleskoptreffen, bei dem unter Anleitung selbst ausprobiert werden kann und erste Erfahrungen gesammelt werden können. Wir freuen uns schon auf den nächsten Termin, hoffentlich spielt das Wetter mit!