Beobachter: | "Nick" Michael Martinides | ||||||||||||||||||||||
e-Mail: | michael.martinides@siemens.at | ||||||||||||||||||||||
Datum: | 29. 09. 2002 | ||||||||||||||||||||||
Zeit: | 20.15 bis 22.15 MESZ | ||||||||||||||||||||||
Ort: | Marchfeld (NÖ), Feldweg zwischen Leopoldsdorf und Lassee
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Instrument: | Meade ETX-90EC (d=90mm, f=1250mm) + Autostar | ||||||||||||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: | Vorher: Nach langer Schlechtwetterperiode endlich wieder den ganzen Tag stechend blauer Himmel in Wien ! Entsprechend groß waren die Hoffnungen auf einen tollen Beobachtungsabend. Leider haben mir alle Bekannten einen Korb gegeben, also musste ich mich alleine zu dem für mich (wohne im 22. Wiener Bezirk) sehr günstig gelegenen Beobachtungsort im Marchegg begeben (ein Feldweg zwischen Leopoldsdorf und Lasse). Das Verhältnis aus Fahrtzeit (30 Min.) zu Sichtbedingungen ist einfach unschlagbar: freie Rundumsicht und die Aufhellung durch Wien betrifft nur die Richtung SW bis NW. Am Ziel angelangt, war der erste Eindruck: das wird ein toller Abend ! Die Aufhellungen durch Wien waren geringer als sonst bzw. die durch Bratislava waren fast nicht sichtbar. Dunst nur bis ca. 10° über dem Horizont. In UMi (50° Höhe) lag die Grenzgröße bei ca. 5,5mag (5,48mag gesehen, 5,73mag nicht gesehen). Aber der "Star" des Abends war die Milchstraße ! Cyg lag genau im Zenit und gleich am ersten Blick bzw. ohne Dunkelanpassung waren die wichtigsten Merkmale klar und deutlich erkennbar: die Abspaltung in Cyg, die Wolke in Sct usw. Erst in Sgr verlor sich die Milchstraße im horizontnahen Dunst - aber trotzdem war z.B. M8 noch deutlich freisichtig erkennbar. Das ETX war ruck-zuck aufgestellt und für go-to einjustiert. Die einzige Hürde war die Frage, welcher Stern in der Deichsel von UMa denn nun "Alioth" ist. Aber Karkoschka-sei-dank war das Problem rasch gelöst. Die Positioniergenauigkeit des ETX war übrigens bilderbuchmäßig: innerhalb der 2 Stunden Beobachtungszeit waren alle 25 gesuchten Objekte auf Anhieb genau im Zentrum des 26mm-Okulars positioniert oder zumindest zwischen Mitte und linkem Rand positioniert. Es brauchte nie nachjustiert oder neu ausgerichtet werden und auch die Nachführung funktionierte perfekt. Beobachtungen:Bei den folgenden Beschreibungen ist zu beachten, dass das ETX nur über eine Öffnung von 90mm verfügt und daher natürlich gegen die prominenten 8- und 12-Zöller keine Chance hat ... aber der Wunschzettel fürs übernächste Christkind wird bereits entworfen ! Typ: BN bright nebula, OC open cluster, GC globular cluster, PN planetary nebula, G galaxy. Objekt / Typ, Pos / Bemerkungen: Sternschnuppen habe ich keine gesehen, allerdings habe ich auch nicht speziell danach Ausschau gehalten. Dafür habe ich mehrere Satelliten gesehen, von denen folgende beiden Beobachtungen besonders spektakulär waren (die erste wegen dessen Helligkeit und die zweite weil ich mir wirklich nicht vorstellen kann, was das für Flugobjekte gewesen sein könnten): 20h26 extrem heller Lichtpunkt (heller als Vega), erstmals aufgefallen in Oph (SW), bewegte sich in Richtung Aql (Zenit), wurde kurz nach Atair deutlich lichtschwächer und vor Del unsichtbar 21h57 drei (!!!) lichtschwache gleich helle Lichtpunkte exakt in der Form eines gleichschenkeligen Dreiecks (!!!) von der Größe eines ausgestreckten Daumens bewegen sich mit der Spitze bzw. exakt entlang der Dreiecksachse von UMi (NW) kommend Richtung Osten und verblassen gemeinsam kurz vor Cas - was war das ??? UFOs im Formationsflug oder die Begrenzungslichter eines Tarnkappenbombers ??? Nachher:Das TELE VUE Radian 12mm-Okular hat seine Feuerprobe bestanden, es ist für Deep-Sky-Objekte im ETX gerade noch zu gebrauchen - höhere Vergrößerungen sind nur mehr bei Mond & Planeten sinnvoll, aber M13 und M15 waren doch schon andeutungsweise aufgelöst (im 26mm keine Chance) - ein 18mm oder 20mm wäre aber trotzdem eine sinnvolle Ergänzung. Allerdings stellt das Gewicht des Radian (zu) hohe Anforderungen an die Motoren/Kupplungen des ETX: das Sichtfeld "rutscht" innerhalb einer Minute durch. Ohne Ausgleichsgewichte wird da vermutlich in Zukunft keine große Freude aufkommen. Das Radian dürfte mit den anderen Okularen weitgehend parfokal sein, aber "natürlich nicht" mit dem Meade 26mm in der beim ETX beigepackten LP-Ausführung. Ärgerlich vor allem, weil das 26mm sonst ein wirklich gutes und angenehmes Okular ist (Meade soll der Teufel holen für die Einsparung von sage-und-schreibe 5mm Baulänge !). Wie immer, war auch diesmal die Vorbereitung unzureichend: ich hatte zwar alle Gerätschaften mit, aber keinen wirklichen Plan, was ich beobachten sollte. Das führt dann erfahrungsgemäß dazu, dass man jene Dinge beobachtet, die man eh' schon kennt oder dass man per go-to gerade jene Objekte sucht, die viel zu knapp am Horizont stehen. Zum Glück hatte ich noch meinen Schummelzettel vom letzten Mal mit den OC in Cas mit - darunter waren dann auch wirklich sehenswerte Erstbeobachtungen für mich. Ach ja - es war zwar nicht klirrend kalt, aber eine Haube wäre trotzdem nicht schlecht gewesen. Daraus lernt man: vor dem nächsten Beobachtungsabend eine Checkliste erstellen um nichts zu vergessen ! Schade, dass der OIII-Filter noch nicht geliefert wurde. Es wäre reizvoll gewesen, auf der Camping-Liege liegend nur mit dem Filter freisichtig nach dem direkt im Zenit stehenden NGC7000 (Nordamerika-Nebel) zu suchen. Ohne Filter blieb die Suche leider ergebnislos, obwohl die Durchsicht im Zenit diesmal wirklich exzellent war. Bleibt noch die Hoffnung, dass mich in Zukunft auch andere Hobby-Astronomen bei meinen Beobachtungstouren östlich von Wien begleiten. Alleine observieren - nur in Gesellschaft von Feldhasen und mit Musikuntermalung vom Autoradio - ist fad. Wer außer mir hat das UFO um 21h57 gesehen (s.o.) ?
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